Interkontinentale Karawane
für Solidarität und Widerstand
das Projekt
Im Mai/Juni 1999 werden 500 indische Bauern und Bäuerinnen zusammen mit 100
VertreterInnen aus anderen Ländern des Trikonts durch Europa reisen. Während eines
Monats wollen sie direkt mit der europäischen Bevölkerung kommunizieren und eine
Diskussion über die verheerenden Auswirkungen des globalen ökonomischen
Wirtschaftssystems auf ihre Lebensbedingungen auslösen.
Am Anfang nannten es die indischen InitiantInnen und wir europäischen KoordinatorInnen
nur «TCP» Totaly Crazy Project. Nun laufen seit mehreren Wochen in Europa, Indien
und einigen Ländern Südamerikas und Afrikas Vorbereitungen für die «Interkontinentale
Karawane für Solidarität und Widerstand», die im Frühsommer 1999 Europa besuchen wird.
Das Projekt entstand im Rahmen der weltweiten Koordination «Peoples' Global Action» auf
Initiative der grössten indischen Bauernorganisation KRRS, die rund 10 Millionen
Mitglieder vereint.
Warum eine Karawane ins Herz der Bestie?
Den InderInnen geht es einerseits um Austausch und Kontakt mit lokalen Bauern und
Bäuerinnen sowie politischen Basisorganisationen, anderseits darum, einer breiten
europäischen Öffentlichkeit ihre Situation und die direkten Auswirkungen des «Freien»
Handels und der WTO-Abkommen zu vermitteln. Zitat aus einem Brief aus Indien: «Wir wollen
dem Norden vermitteln, wie der Süden das System der Ausbeutung und des Genozids erlebt,
das uns von euren Regierungen und internationalen Institutionen wie der WTO und den
multinationalen Konzernen aufgezwungen wird. Wir wollen euch aus erster Hand eine
Vorstellung davon geben, welche Auswirkungen diese Institutionen auf uns haben und wie sie
unser Leben zerstören. Im Süden ist die Dringlichkeit einer radikalen politischen
Veränderung offensichtlich. Wir hoffen, dass dieses Projekt dazu beitragen wird, dieses
Bewusstsein in der europäischen Öffentlichkeit zu verbreiten.»
Neben einem direkten Austausch und der öffentlichen Information wollen die
InderInnen und ihre BegleiterInnen auch die Institutionen und multinationalen Konzerne,
die ihre desolate Situation zu einem grossen Teil zu verantworten haben, mit ihrer
Präsenz konfrontieren.
Aus der Sicht von uns europäischen KoordinatorInnen bestehen die Ziele der Karawane
vor allem in einem breiten Kontaktnetz und dem Austausch zwischen verschiedenen Gruppen
und Menschen, die sich wehren. Wir wollen auch hier in Europa eine Kraft entwickeln, die
sich der ungerechten Weltordnung widersetzt und mit der Vernetzung von lokalen
Alternativen eine neue Perspektive aufzeigt. Arbeitslosen- und Bauernorganisationen,
kirchliche, Solidaritäts- und Umweltgruppen, Gewerkschaften, Studierende,
Friedensorganisationen und Centri sociali unterstützen die Karawane in 12 Ländern
Europas, weitere Basisorganisationen und Einzelpersonen werden um Unterstützung
angefragt.
Wir wollen den indischen Bauern und Bäuerinnen und anderen VertreterInnen von
Basisbewegungen des Trikonts die Möglichkeit geben, hierher zu kommen und für sich
selber zu reden; wir wollen aber auch die sich verschlechternde Situation in Europa
thematisieren, denn auch hier sind die Auswirkungen der neoliberalen Politik spürbar.
Nicht zuletzt möchten wir eine Diskussion um Alternativen anregen und uns daran
beteiligen.
Finanzen, Transport, Unterkunft und Verpflegung
Die Kosten für den Flug werden von den TeilnehmerInnen und ihren Organisationen selber
erbracht; die europäischen Koordinationskomitees sind für Unterkunft, Verpflegung,
Transport und alle weiteren Kosten verantwortlich.
Der Transport erfolgt durch Busse, die von einem holländischen Bus-Kollektiv vorbereitet
und unentgeltlich gefahren werden. Sämtliche finanziellen Mittel werden in allen Ländern
dezentral gesammelt.
Die TeilnehmerInnen der Tour suchen den Kontakt zu verschiedenen Gruppen in Europa,
speziell natürlich zu Bauern und Bäuerinnen, um sich mit ihnen über ihre Situation
auszutauschen. Dies bringt mit sich, dass sie hauptsächlich in kleinen Gruppen
untergebracht werden, damit dieser Kontakt möglich ist. Sie bringen
Englisch-ÜbersetzerInnen mit, und, falls nötig, können pro Land auch noch
ÜbersetzerInnen gefunden werden, die die Tour begleiten und den Austausch mit den lokalen
GastgeberInnen erleichtern.
Die InderInnen haben uns informiert, dass sie hauptsächlich VegetarierInnen sind und
vor allem Grundnahrungsmittel wie Reis und Linsen brauchen. Sie bringen ihre eigenen
Gewürze mit. Wir werden die Lebensmittel natürlich aus fairem Handel zu
sammeln versuchen und hoffen auch auf die Unterstützung der GastgeberInnen. Das
holländische Kollektiv Rampenplan, das über mobile Küchen mit allem nötigen Inventar
verfügt, wird die ganze Tour begleiten und mit lokaler Hilfe bei den Grossanlässen
kochen.