Schöne neue Weltordnung:
Friedlicher Protest gegen G 7 verhindert

Massive Polizeigewalt verhinderte den friedlichen Protest der 500 Menschen aus Ländern des Trikont während des Weltwirtschaftsgipfels. Aufgrund der am Freitag nachmittag durch Polizeikräfte erfahrenen Gewalt – sie waren daran gehindert worden, mit der U-Bahn in die Stadt zu fahren wurden umzingelt, zum Teil misshandelt und in Gewahrsam genommen – trauten sich nur noch wenige, an der Demonstration am Samstag, dem 19. Juni 1999, teilzunehmen. Dies zeigt einmal mehr, daß Protest gegen die Weltwirtschaftsordnung mit aller Gewalt unterdrückt wird.

Unter den in Gewahrsam genommenen befand sich auch Vijay JAWANDHIA, Präsident des Inter-State Coordination Committee of Farmers´ Organisations, der indischen Vernetzung von Bauernbewegungen, sowie dessen Ehefrau. 32 Menschen wurden bis teilweise bis zum nächsten Morgen festgehalten, es gab 5 Festnahmen.

Drei Filme von JournalistInnen, welche die Polizeigewalt hätten dokumentieren können, verschwanden spurlos im Entwicklungslabor des offiziellen Pressezentrums für den Gipfel.

Mit dem Weltwirtschaftsgipfel geht die Interkontinentale Karawane für Solidarität und Widerstand zu Ende.

Einen Monat lang führte sie eine Protestkarawane durch Europa durch. Die TeilnehmerInnen stammen neben Indien aus Brasilien, Bangladesch, Nepal, Mexiko, Kolumbien, Pakistan, Chile, Nepal und der Ukraine. In elf Ländern Europas haben sie gewaltfreie Aktionen durchgeführt.

Prof. M.D. Nanjundaswamy von der indischen Bauernbewegung KRRS wies auf der Abschlußdemonstration angesichts dieser direkten Konfrontation während des Weltwirtschaftsgipfels in Köln insgesamt als auch in allen anderen Kontinenten – so kam es in beispielsweise in London und New York zu antikapitalistischen Demonstrationen mit mehreren zehntausend Teilnehmenden - zwischen jenen Kräften, welche globale zentralisierte Machtstrukturen aufbauen wollen und jenen, welche für die Emanzipation der Menschen kämpfen, auf die Notwendigkeit einer zunehmenden Solidarität hin:

"Wir sind hierher gekommen, um Brücken zu bauen zwischen Menschen, welche ihre Zukunft zurückfordern wollen, welche jenen Institutionen nicht mehr gehorchen wollen, die das gegenwärtige selbstzerstörerische System einer globalen ökonomischen, politischen und militärischen Regierung konstruieren. Menschen, welche selbstbestimmt Hand anlegen wollen, um eine andere Welt zu bauen. Eine Welt, in welcher die Menschen die Kontrolle über ihre lokale Ökonomie haben, wo zentralisierte politische und ökonomische Macht verschwindet, wo ökonomisches Wachstum und steigender Konsum genutzt werden für ein qualitativ besseres Leben für alle Menschen als soziales Ziel, wo Militarismus und Aggression zu schlechten Erinnerungen aus der Vergangenheit werden.

Wir wollen nicht westliches Geld, Technologien oder "Experten", welche uns ihr Entwicklungsmodell aufdrücken. Wir lehnen es ebenfalls ab, als politisches Werkzeug dafür benutzt zu werden, Eliten um Reformen zu bitten, nach denen wir nie gefragt haben. Wir arbeiten nicht für einen Platz am globalen Verhandlungstisch, noch für eine blutige Revolution; wir arbeiten ganz einfach am langfristigen Projekt des Aufbaus einer anderen Welt, einer Welt, welche vom Lokalen ausgehend zum Globalen übergeht, für einen Wechsel in den Werten und den alltäglichen Handlungen von Millionen von Menschen. Wir im Süden fühlen, daß rein symbolische und isolierte direkte Aktionen und isolierte Bemühungen, Alternativen zu finden, nicht ausreichen, um die Mächte zu zerstören, welche die Neue Weltordnung anführen. Es ist unser Anliegen, gemeinsam und aufeinander abgestimmt zu handeln.
Sowohl direkte Aktionen als auch der Versuch, zusammen Alternativen aufzubauen sollten nach dieser Karawane auf der Tagesordnung stehen."


Die Karawane führte durch die folgenden Länder:
Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Norwegen, Österreich, Schweiz, Spanien und die Niederlande.